Buenos dias, muchachos!
Der geneigte Leser hat es vielleicht schon gemerkt: Es gibt neue Fotos :-)
Dieses Wochenende hatte es echt in sich. Aber vorher gilt es noch zu erwähnen, dass man den mexikanischen Sushirestaurants vielleicht doch nicht vertrauen sollte… Letzte Woche stürmten wir zu acht einen Laden, der mittwochs auch noch mit einem 2-für-1-Angebot lockt. Fatal. Das Essen war zwar sehr lecker und machte auch keinen schmuddeligen Eindruck, aber am Donnerstag ging’s mir richtig schlecht, so schlecht, dass ich gedacht habe: ‚Entweder ist es jetzt gleich vorbei oder du hast Glück…‘ Aber wer will schon auf dem Klo gefunden werden… kreidebleich, alleine, in Mexiko…
Gut jetzt – ist ja nochmal gut gegangen. Aber ich glaube, ich habe jetzt mindestens 2 Jahre keinen Appetit mehr auf California-Rolls & Co…
Noch eine Neuigkeit: Jo will innerhalb von 2 Monaten 15 kg abnehmen und geht deshalb jetzt jeden Morgen zum Boxtraining. (Weshalb ich mich aber kein bisschen sicherer fühlen würde…) Ich arbeite weiterhin an meiner Kletterkarriere. Letzten Samstag ging es wieder steil bergauf in der Huasteca bei Spitzenwetter und dank 10 Stunden Schlaf in der Nacht zuvor war ich auch echt fit. Die vierte Route hatte es dann aber echt in sich: Level „10 c“. [Man verwendet hier die amerikanische Einteilung der Schwierigkeitsgrade, was schon zu einigen Missverständnissen geführt hat. Jedenfalls entspricht das, glaube ich, einer 7 oder 8 in Deutschland (für die Kletterer von euch).]
Als es dann dunkel wurde und ich nach ca. 1,5 h immer noch nicht oben angekommen war, bezweifelte ich wirklich, ob ich nicht vielleicht doch den Rückzug antreten sollte, aber ach! Der Ehrgeiz… Der Stolz… Und der Wille… Nach zahlreichen Abstürzen (die natürlich gesichert sind, es passiert also nichts, Mama) war ich dann irgendwann nach einem letzten Kraftakt doch oben. Die Überhänge („techos“ = „Dächer“) sind einfach irre.
Aber die Kollegen, d.h. andere Kletterer, fragen jetzt schon, ob ich schon einige Jahre klettere usw. *sehr-sehr-stolz* (Merke: Immer so tun, als ob!) Nein, natürlich nicht, man kann nicht verbergen, dass man stellenweise zu viel Kraft statt Technik verwendet bzw. doch immer wieder neu überlegen muss, wie der Knoten nun ging :o) Aber es wird immer alles doppelt geprüft, Mama, Sicherheit steht immer an erster Stelle.
Und: wahrscheinlich hat mir das Klettern auch die Angst genommen, zu springen. Da ich sowieso keine Höhenangst habe und so jetzt schon ans Fallen gewöhnt war, fiel mir das Bungeejumpen erstaunlich leicht. – Ja, wir sind gesprungen! Das Vorhaben stand ja schon lange fest und dieses Wochenende wurde es endlich wahr. Nach 2h Fahrt kamen wir in Cola de Caballo (= „Pferdeschwanz“) an und bekamen erstmal einen Riesenschreck, als wir die Aussicht (und den Abgrund) sahen. Ich fühlte mich gleich an Donnerstagabend erinnert und musste mich erstmal schleunigst mit den sanitären Anlagen vertraut machen.
Aber nach einer Weile hatten wir uns dann irgendwie an die Höhe gewöhnt… eine Mexikanerin vor uns stand ca. 15 min auf dem Steg und ist letztendlich doch nicht gesprungen. Aber wir haben’s dann durchgezogen – für 370 $, d.h. 20 €.
„Willst du vorwärts oder rückwärts springen?“ – Na vorwärts! Ich will was haben von der Aussicht!“ „Willst du, dass wir zählen, bis du springst?“ – Nee! Ich entscheide selbst, wann ich springe! Tja, die Anweisungen angehört, Aussicht genossen, nochmal zu meinen Leuten (Nicole, Rina und Carlos) geguckt und… woooaaaaaaahhhhh!!! Schwer zu beschreiben, aber in dem Moment, in dem man merkt, dass nichts unter einem ist, dass die Füße keinen Boden unter sich bekommen, dass man wirklich nichts unter sich hat – fängt man an zu schreien :-O
Was ich nicht erwartet hätte, ist dass ich dann ganz schön mit den Augen zu tun hatte, weil man ca. eine halbe Minute kopfüber hängt, bis man hochgezogen wird. Aber wir waren alle so überwältigt von dem Adrenalin, dass sich echt erst nach einer Stunde unser Dauergrinsen etwas legte. Dank gekonnter Verhandlung (oder weil wir blond sind?) haben wir dann auch noch alle 68 Fotos (die die Typen gemacht hatten) digital für umgerechnet 16 € bekommen, anstelle von 3 € pro ausgedrucktem Foto (mit ziemlich mieser Auflösung). :-)
Fazit: Kann ich nur empfehlen. Und nach uns Vieren ist dann die Mexikanerin doch gesprungen (wahrscheinlich aus Gruppenzwang…), musste aber zweimal bezahlen. :-P Ätsch.
Sonntagabend waren wir dann noch beim Konzert von Manu Chao, was in La Huasteca stattfand. Übrigens ist das hier ein heikles Thema, dass die korrupten Politiker Monterreys (und die, die einfach nur Geld haben) den Canyon in einen Golfplatz umwandeln wollen. Da sind natürlich v.a. die jungen Leute dagegen, weil man dann nicht mehr klettern, zelten, wandern, chillen und Konzerte veranstalten könnte!
Die Atmosphäre war einmalig: Wann ist man schon mal auf einem Freiluftkonzert inmitten eines Canyons, umgeben von partywilligen Bob-Marley-Dreadlocks-Rasta-Alternativ-Menschenmengen und befindet sich 5 Stunden lang in einer süßlichen und hungeranregenden Mariuhana-Wolke, die sich trotz sachtem Windzug NICHT verflüchtigt? (Passiv) Halb „drogado“ und sehr hungrig wankten wir dann um 12 nach Hause…