Städtetrip ist nicht gleich Städtetrip. Der Eine klappert Kultur, Museen, Denkmäler, Stadtrundfahrten etc. ab, Andere zieht es eher in die „Insider-Cafés“ und Garküchen, wo Einheimische essen. Ich mag herkömmliche Städtetrips nicht besonders. Meistens ist es mir zu hektisch, zu laut, zu überfüllt und zu austauschbar. Vielleicht ist es auch ein bisschen meine Schuld. In den vier Städten, in die sich eine Reise meiner Meinung nach nicht lohnt, kannte ich die Geheimtipps nicht. (Obwohl es die vielleicht auch einfach nicht gab.)
Ich will dir nicht die Laune verderben, aber ich finde, es darf ruhig mal gesagt werden, wohin sich ein Städtetrip NICHT lohnt. Stattdessen rate ich dir für das jeweilige Land, welche Ziele du dir stattdessen vornehmen könntest. Dazu krame ich mal in meinen Reiseerinnerungen und nehme mit diesem Beitrag übrigens an der Blogparade „Die besten Tipps für Städtetrips“ des Jo Igele Reiseblogs teil.
1. Kuala Lumpur, Malaysia
Letztes Jahr war ich beruflich in Kuala Lumpur, Malaysia, unterwegs. Ich hätte es ahnen können, dass in dieser Millionenstadt kaum etwas vom „wahren“ Malaysia zu spüren sein wird. Stattdessen werden wie überall sonst die gläsernen, hochmodernen und tiefgekühlten Luxus-Malls hochgezogen. In einigen Straßenzügen, die Touristen auch im doppelstöckigen Stadtrundtfahrtbus empfohlen werden, befinden sich zig Geschäfte von Chinesen, in denen Taschen, Uhren, Kitsch und allerlei Krimskrams angeboten werden (sicher alles Originale!).
Wohin du in Malaysia stattdessen fahren solltest: Malakka oder Melaka auf malaiisch.
Die Einheimischen sagten mir damals: „Wenn du nicht Malakka gewesen bist, warst du auch nicht in Malaysia!“ Das Städtchen gilt als Wiege des Landes. Hier ist es nicht nur ruhiger, sondern auch ursprünglicher. In einem Tagesausflug bekam ich hier eine Ahnung, wie das Land wirklich ist.
2. Tampico, Mexiko
2008 verbrachte ich mein Auslandssemester in Monterrey, Mexiko, über das ich im Blog auch schon ausführlich berichtet habe. Während der Feiertage und im Anschluss an das Semester hatte ich Zeit, um das Land ausführlich zu bereisen. Ein Trip führte mich auch nach Tampico am Golf von Mexiko. Das Ziel war gewesen: Meer sehn. Was ich stattdessen erlebte: eine graue, hässliche Industriestadt, in der ich es nur kurze Zeit aushielt. Außerdem war ich nach wenigen Minuten von dem ununterbrochenen Hupkonzert der Autos und einem uns abzockenden Taxifahrer sehr genervt. Fazit: Es gab in Tampico, Mexiko, nichts zu sehen. Das angenehmste Erlebnis war eine Portion Kokosmilch, die ich (wie überall in Mexiko) in einer Tüte mit Strohhalm käuflich erwarb…
Wohin du in Mexiko stattdessen fahren solltest: Veracruz (wenn du zum Golf von Mexiko willst), Huatulco (wenn du zum Pazifik willst) oder Catemaco (wenn dir ein See reicht).
Hier liest du meinen Blogbeitrag von damals über Tampico.
3. Ciudad Juárez, Mexiko
Zugegeben: ich war selbst nicht in Juárez. Allerdings enthielt mein damaliger Marco Polo Reiseführer (der nicht 30 Jahre alt war), tatsächlich auch Juárez und ließ über die Stadt positiv verlauten, dass man ja günstige Mietwagen bekommen könne. Aha. Dass die Stadt aber eine der tödlichsten der Welt ist mit ca. sieben Mordopfern pro Tag, ist also kein Thema…? Ähnlich anderen Grenzstädten hat diese Stadt nur einen hauptsächlichen Zweck: Flüchtlinge warten auf eine Gelegenheit, die alles entscheidende Grenze zu überqueren. Während sie warten, haben sie wenig Geld und Beschäftigung. Außerdem liefern sich die Kartelle seit Jahren einen Krieg. Als Ausländer hat man dort nichts zu suchen, auch wenn das für die vorhandene Tourismusbranche bitter ist.
Wohin du in Mexiko stattdessen fahren solltest: Oaxaca, Morelia, Zacatecas, Uruapan, Paricutin…
4. Port Luis, Mauritius
Ein Relax-Urlaub mit kleinen Ausflügen auf der Insel – das war der Plan für unseren Urlaub auf Mauritius. Die Insel kommt auch einem Paradies gleich, weshalb sich der elfstündige Flug nach anfänglichen Zweifeln doch in jedem Fall lohnte. Die Tourismusbranche gibt sich viel Mühe, v.a. will man sich als Domizil für die Flitterwochen etablieren. Wir genossen die zehn Tage in vollen Zügen. Einen Ausflug mit einem heimischen Taxifahrer in die Hauptstadt bereuten wir allerdings. Auch diese Stadt war laut, hässlich und grau. Es gab nicht viel zu sehen. Ein entschädigender Moment für den Trip war ein Kokosnuss-Snack auf einem lokalen Markt in einer kleineren, nahe gelegenen Stadt (Flacq).
Wohin du auf Mauritius stattdessen fahren solltest: Flacq (besagter lokaler Markt), Black River (Nationalpark – hier kann man auch wandern gehen und auf Katamaran-Tours starten), Pamplemousse (idyllischer botanischer Garten, siehe unten).
Fazit
Oft sind die Städte eines Landes nicht gerade die sehenswertesten Reiseziele. Wenn du Zeit hast, fahr hinaus auf’s Land und lerne Land und Leute richtig kennen. Garküchen und lokale Märkte sind immer gut, um Einheimische zu erleben. Am besten fragst du dazu in deiner Unterkunft jemanden, wo du besagte Dinge findest.
Ooh, dass du so einen schlechten Eindruck von Kuala Lumpur hattest ist aber schade! Klar ist Melakka tausendmal idyllischer, aber meiner Meinung nach macht das die Stadt nicht schlechter – nur eben anders. Ich jedenfalls war ziemlich baff von einer Millionenstadt, in der ich fast alles, was ich sehen möchte, zu Fuß erlaufen kann. Zwischen den Chinesischen Händlern sind unglaublich tolle chinesische, indische oder malaiische Restaurants zu finden. Der Chow Kit Markt war der beste Markt, auf dem ich auf sämtlichen Asienreisen bisher war. Die National Art Gallery war ziemlich beeindruckend und in der gesamten Stadt lässt sich massenhaft über die Geschichte Malaysias lernen.
Natürlich ist Kuala Lumpur nun nicht DAS Aushängeschild, über das sich ein Tourist freut, aber ich würde die Stadt dennoch niemals so schlecht reden… Schließlich geht’s dabei ja nicht nur um Sehenswürdigkeiten und Sehenswürdigkeiten und noch mehr Sehenswürdigkeiten, sondern manchmal macht auch erst die dritte Tasse Tee im selben Teestübchen eine Stadt interessant.
Hey Maren, danke für deinen Kommentar! Ja, ich habe sicher auch nicht alles gesehen, was ich hätte sehen müssen, und nicht den Tee getrunken, den ich hätte trinken müssen :-) Baff war ich auch über den Kontrast, als ich dann aus der Stadt raus nach Melaka unterwegs fuhr. Da ich noch nicht viel in Asien kenne, war das schon sehr neu.
Das arme Kuala Lumpur. So oft ist es verhasst. Ich war ziemlich begeistert und möchte die Tour dahin nicht vermissen. Am Ende waren wir 6 Nächte da, haben wundervoll gegessen, waren begeistert von den netten Menschen in Malaysia und das Leben genossen. Vielleicht muss man der Stadt einfach eine Chance geben, einen zu überzeugen.
Das kann wohl sein! Ich hatte nur wenige Tage Zeit…
Ich glaube, Städte haben es oft ein bisschen schwer, Reisende von sich zu überzeugen, weil sie so hektisch und auf den ersten Blick anstrengend sind. Das mit der fehlenden „Ursprünglichkeit“ zu begründen, finde ich aber etwas kurz gegriffen – oft kann es gerade spannend sein, Umbrüche mitzuerleben und das Nebeneinander zwischen Fast-Food-Restaurant und Straßenküche oder neuen Glasbauten und hübschen Altbauten zu sehen, und auf den ersten Blick hässliche Industriestädte haben vielleicht eine ganz spannende Geschichte und trotz ihres Äußeren viel zu bieten. Vielleicht braucht man dafür dann aber mehr als zwei oder drei Tage :)
Hallo Ariane,
das stimmt wohl. Allerdings stimmen mich die Kontraste auch nachdenklich. Irgendwie kommt es mir schade vor, dass überall die gleichen Glasmonsterwolkenkratzer und -malls in die Höhe schießen… Aber in jedem Fall hilft etwas mehr Zeit, um die schönen Ecken zu finden.
Ich kann deine Meinung über Kuala Lumpur auch nicht teilen. Mir hat KL gut gefallen und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. An den vielen Malls habe ich mich nicht gestört. Die Malaien stehen eben drauf und ich kann es vollkommen nachvollziehen, schließlich sind die Malls immer so schön klimatisiert (was ich zu meiner eigenen Überraschung sehr zu schätzen lernte). :-D In Melakka fand ich den historischen Ortskern zwar ganz hübsch, etwas weiter außerhalb wirkte die Stadt auf mich aber ziemlich trostlos. Zwei Tage Aufenthalt haben mir dort völlig gereicht, denn viel zu sehen gibt es nun wirklich nicht. Mein Tipp ist Georgetown! Die Atmosphäre dort war großartig und allein aufgrund des Essens, würde ich diese Stadt uneingeschränkt empfehlen.
Kuala Lumpur polarisiert, das ist ja schonmal ein gutes Zeichen. Ich bin gerade zum ersten Mal in KL und find’s sehr cool hier (nach 5 Tagen)
Für eine asiatische Großsstadt ist Kuala Lumpur sehr gediegen und aufgeräumt, fast schon steril. Ehrlich gesagt vermisse ich ein bisschen das Gewusel der Mega-Metropolen in anderen asiatischen Ländern.
Sehr schade finde ich, dass hier wie in China die Altstadt mit Wolkenkratzern zugebaut wird und alte Gebäude einfach abgerissen werden. Sollte mich wohl nicht überraschen bei einer von Chinesen gegründeten Stadt.
Trotzdem eine tolle Stadt mit vollem Festival-Kalender und eine gute Basis für kurzweilige Ausflüge (z.B. Putrajaya, Batu Caves, Genting Highlands, Pulau Ketam, Ipoh Höhlentempel).
Von Malaka waren wir übrigens sehr enttäuscht. Es sollte wohl nicht überraschen, dass ein beliebtes Reiseziel auf halben Weg zwischen Singapur und Kuala Lumpur sehr schnell zu einer Art Disneyland wird. Schade ist es trotzdem.
Unser malayisches Trostpflaster: Georgetown in Penang ist alles, was wir uns von Malaka erhofft haben, außerdem ein Paradies für Streetfood-Liebhaber und noch viel mehr. Wir sind gerade 2 Wochen dort hängengeblieben ;)
Grüssle aus KL
Hallo Florian,
ich glaube, mein Malaka-Erlebnis war von einem sehr coolen Guide und einer angenehmen Reisetruppe geprägt. Damals war es auch nicht so voll und disneylandmäßig. Vielleicht besser so, sonst wäre mein Urteil noch negativer ausgefallen.
Man mag schöne Dinge an KL erkennen, aber wer jemals in Chiang Mai gewesen ist, weiß vielleicht, was mir an KL nicht gefällt :-)
LG nach KL und danke für deinen Kommentar!
Regnerische Grüße aus Leipzig
Jasmin
Hallo, ich bin Klaus und bin jetzt das 11te mal in Kuala Lumpur und es begeistert mich auch jetzt noch.
Mein Ziel ist es in 4-7 Jahren dorthin auszuwandern, also ich liebe diese Metropole, wegen der Nähe zur Natur, geringen Lebenshaltungskosten und des schmackhaften Essens. ❤️❤️❤️